Die Engländer, ihre Hunde und der Hundsdreck

Außer jede Menge Goslings, Natur, Gärten und noch mehr Enten war heute nicht viel los. Daher ist gut Platz für einen Rant über Engländer und den Hundsdreck.

Aber der Reihe nach.


Begonnen hat der Tag mit einem wirklich unerquicklichen Blick auf einen Garten mit Rauhreif. Brrr. Um 8 Uhr 30 waren wir dann auch unterwegs. Da es vom Liegeplatz bis zu den Stockton Brooke Schleusen weniger als eine Stunde fahrt war, haben wir beschlossen diese auch gleich noch zu machen. Keine gute Idee. Für Christine wird die Zeit zum Frühstück zu lange und sie verwandelt sich in eine Grumpy Old Lady. Das ist nicht ganz so Filmtauglich wie die Wandlung von Hyde zu Jekyl im Schwarzweisfilm, aber mindestens so unangenehm. Also gleich nach den Schleusen angehalten und schnellstens Frühstück gemacht um die Rückverwandlung einzuleiten (*1). Zum Frühstück gibt dann anstelle normaler Bohnen einen ‚Tasty All Day Filler‘ aus der Dose. Mit zwei Würstchenähnlichen, zwei FleischballMitEiKernähnlichen, zwei Schwammergleichen und etwas das eine (*2) Salamischeibe sein sollte. Es ist schon phantastisch, was moderne Formgebung erreichen kann. Weil Geschmacklich wars alles das gleiche. Undefinierbar, irgendwie weich und mit Soße.

So gestärkt ging es dann weiter bis Stoke, wo wir uns auf die Suche nach einem Pub und einem Tesco machten, der da gleich die Strasse lang sein sollte. Das mit dem Pub wurde nix (*3), und der Weg zum Tasco ähnelte immer mehr gleichartigen Versuchen in Amerika, wenn da etwas ‚gleich um die Ecke‘ sein sollte. Dieser Teil von Stoke entspricht auch viel mehr den ewig gleichen Einkaufsvorstädten der USA, als einer englischen Kleinstadt (*4). Komplett autogerecht, riesige Parkplätze, immer die gleichen Läden. Einzig das an den Tankstellen Petrol angeschrieben ist machte den Unterschied. Gelandet sind wir dann bei einem Sailbury. Passt auch irgendwie. Amerikanische Brause hatten sie auch, also was solls.

Kommen wir also mal auf den Hund. Angeblich sind die Engländer ja große Hundefreunde. Und so entlang des Kanals sieht man davon auch jede Menge. Die wenigsten davon aber frei laufend, oder auch nur an einer langen Leine. Nein, ganz kurz am Mann wird der Hund gehalten. Bei der kleinsten Bewegung wird daran gerissen so dass das Tier sich aufbäumt. Völlig egal ob es sich um einem Welpen oder eine kalbsgroße Dogge handelt. Wie die Hunde da etwas Gelassenheit lernen sollen, wenn sie fürs kleinste Schnuppern alle Kraft einsetzen müssen, ist mir schleierhaft. Irgendwie schaut das eher aus wie ein Training zum Kampfhund. Die eher aggressiv eingestuften Rassen sind auch in deutlicher Mehrzahl. Aber was solls. Andere Länder, andere Sitten. Ein Glück, dass der freilaufende (*5) Max den Begegnungen extremst gelassen gegenüber steht.

Was aber wirklich nervt ist der Hundsdreck und das ganze Brimbamborium darum. An nahezu jeder zweiten Laterne klebt ein Schild dass einem Auffordert den Dreck aufzusammeln. Oft zusammen mit Strafandrohungen. Dazu viele Plakate die teils ernst, teils humorig das Aufsammeln des Hundsdrecks zu vermitteln. Ab und an auch ein Hundetütenspender. Es liegt am Kanal auch relativ wenig offen rum (*6). Dafür liegen die gefüllten Sackerl dann überall. Ich mein, ehrlich, was für ein Hirnriss ist denn das? Im Plasiksack in die Wiese, damits besser verrottet? Und ich rede hier nicht von Einzelfällen. Das Zeug liegt überall. Ich mein, ehrlich, wenn man es verpackt, dann ist der unangenehmste Teil doch schon lange erledigt, das Sackerl dann zum nächsten Mülleimer tragen ist doch kein Thema mehr. Ok, die Menge der Eimer an den Kanälen ist eher gering, und die wenigen die da sind sind auch immer voll, und ich würde es verstehen wenn sich dann da Haufen drumrum bilden.

Aber nein, es liegt wie schon erwähnt überall. Mit Häufungen an den Brücken, wo in der Regel Zugänge von/zu den kreuzenden Strassen sind. Gut, da könnten auch die Städte was tun und Mülleimer aufstellen. Aber ich schätz mal, in England ist das nicht anders als in München auch. Die Kämmerer sehen Mülleimer als reine Kostenfaktoren, da ja Anschaffung, Instandhaltung und vor allem laufende Leerung Geld kosten. Da wurden wohl irgendwelche hypothetischen Rechnungen zu Müllmenge in einer Gegend und zumutbar Trageentfernung gemacht, die alle für den Wind sind. Es ist doch wie bei den Öfis.  Ein Angebot das rechnerisch reicht um sich zu rentieren ist zu klein und wird nicht den projektierten Nutzen bringen. Die Bahn führts vor. Hier ist es genauso. Ist kein Mülleimer in Sichtweite, dann landet der Müll nunmal auf der Straße. Das ist das einfachere, und Menschen machen immer das Einfacherere. Die Muskeln entspannen, plums und weg ist der Dreck. Ein Mülleimer ist keine Quelle der Rediteoptimierung. Nicht der Mülleimer, der bei Abholung zu 100% gefüllt ist ist der optimale, sondern der der Müll aufgenommen hat. Das Angebot der Müllentgegennahme eines Mülleimers durch Zwang zu ersetzen bringt garnix. Sowas führt nur dazu, dass die ganze Gemeinde voll mit ‚Don’t litter‘ Schildern ist, unter denen der Dreck liegt. Jetzt bin ich etwas abgeruscht, aber der Müll am Kanal ist eben ein Thema.

Nicht das das falsch rüber kommt, viele Gemeinden tun ersichtlich was um den Treidelpfad samt Kanal schön herzurichten und sauber zu erhalten. Die Kanäle sind ja auch sowas wie ein 3000 km langes Netz von Parks verschiedener Ausprägung kreuz und quer durch England. Sowas neu zu schaffen wär selbst in reichen Gemeinden schwer zu finanzieren. Wo sonst können Spaziergänger, Hundebesitzer, Jogger und Radlfaher (*7) so schöne Stecke finden?

Bilanz Tag 6: 9 Schleusen, 9 Meilen und zurück in Stoke-on-Trent

*1 – So ganz gelingt das schon lange nicht mehr, aber man muss zufrieden sein mit dem was geht.
*2 – Man sieht deutlich, das All Day Breakfast ist für nur eine Person vorgesehen, da die Scheibe sich als atomar erweist.
*3 – Auf dem Rückweg haben wir dann gemerkt, dass keine 500m entfernt ein wirklich netter Pub ist. Kein Essen, aber trinkbares Bier.
*4 – Stimmt, wenn man das Photo anschaut glaubt man es kaum, aber gleich hinter der Kameraposition ist die Brücke einer vierspurigen Schnellstraße. Die Kanäle sind selbst in so einer Umgebung eine komplett andere Welt.
*5 – Auch nicht immer. Generell gilt ja in England Leinenzwang (irgendwie eine selbsterfüllende Sache), also ist die Leine immer dabei, und auf der Strasse wird die dann auch (meist) angelegt. Aber am Kanal seh ichs echt nicht ein.
*6 – Vielleicht etwas mehr als bei uns in Parks oder so, auf der anderen Seite sind die Kanalwege sowas von übersaeht mit Gänsekot, dass dagegen eine Wiese, die gerade von Schafen gemäht wurde wie ein Blütenteppich ist. Und ich weis von was ich Rede, hatte die Ausbildungskompanie in der ich war, die Biwaks doch immer mit dem Schäfer, der das Standortgelände hatte, abgestimmt. Ratet mal, welche Wiese dann fär das Auf-und-Nieder-Training, Spurt mit in den Dreck werfen, in dunkelster Nacht, ausgewählt wurde :))
*7 – Radler … pfft … die, glaub ich, heb ich mir für einen anderen Tag auf.