Wer wird denn fahren wollen, wenn der Tag doch so schön ist?

Nach der ursprünglichen Planung hätten wir heute in Buxworth aufwachen sollen um dann nach Crich ins National Tramway Museum zu fahren. Die haben heute einen der wenigen Tage (*1) im Jahr an denen ein Pferdetrambahnwagen unterwegs ist … na ja, hat nicht sollen sein, und wir sind immer noch in Stoke on Trent 🙁

Heute muss es aber laufen, damit es Morgen mit der Abholung von Kiara und Sarah am Flughafen klappt. Aber der geneigte Leser wird inzwischen wissen wie das ist, wenn auf dieser Reise irgendwas mit Terminen verknüpft ist…

Auf jeden Fall fing der Morgen schön an, wir legten um halb Neun ab und schafften die 3,5 Meilen zum Harecastle Tunnel in 1:45. Passt (*2). Planmäßig jetzt erstmal der übliche Brunch und dann ab durch den Tunnel. Der Tunnel ist einspurig, der Betrieb daher wechselweise. An jedem Ende gibts einen Tunnelwärter, unserer ist ein wirklich freundliches und hilfsbereites Exemplar. Im Laufe des Tages (jup, das wirds werden :)) erzäehlt er unter anderem, dass er mehr als 12 Jahre auf einem Narrowboat gelebt hat. Aber von vorn. Wir legen abseits der Einfahrt, im Basin, an um zu Frühstücken und ich geh mal mit Max vor zum Tunnelwärterhäuschen. Das Erste was es gibt, ist eine Wasserschale für Max und dann die Info, dass er dachte, wir wollten nicht durch, was ja (vorläufig) stimmte, und er deswegen die Gegenrichtung freigegeben hat, also mindestens eine Stunde warten. Macht nix, aus der Pause wurden dann fast zwei Stunden, so ein Nickerchen muss schon sein.

Christine hat mit Max den Weg übern Berg genommen, und ich reihte mich kurz nach 12 mal zur Durchfahrt ein. Da gerade wieder die Richtung gewechselt war erstmal eine Stunde warten in der Sonne, die ich mir mit Flaschensammeln (*3) vertrieb. Als der Tunnelwärter kurz vor Freigabe zum Check von Licht Hupe kam, sprang aber der Motor nicht mehr an. Ups. Der hat in der Vergangenheit schon immer mal gezickt, aber jetzt ging garnix mehr. Also, das andere Boot das inzwischen angekommen war vorlassen, und die Vermietung angerufen. Sie habens ja nicht weit, wir sind immer noch weniger als 30 Strassenkilometer weg von Stone :)) Derweil mal das Boot mit Staken und Hilfe des Tunnelwächters wieder auf die andere Seite bugsiert, wo Platz für den bekannten Servicewagen ist :))

Etwa eine Stunde später war dann der kleine Opel/Vauxhall Kastenwagen samt Mechaniker da. Und was soll ich sagen, bei Ihm springt der Motor aufs erste Mal an. Die Kiste weis wohl genau, wer Boss und wer blos Tourist ist. Zum Glück bestätigt der Tunnelwärter, dass außer einem Klicken des Magnets, vorher nix ging. Es folgt ein Baterietest, dazu dann noch etwas Kontakte putzen und was man halt sonst noch macht um den Kunden zu beruhigen. Eine Stunde später wird zusammengepackt und ich geh wieder in die Warteschlange. Nicht das da eine wär, aber, wie es sich für diese Reise gehört, wurde wenige Minuten vorher wurde natürlich ein Boot in Gegenrichtung freigegeben.

Nach einer weiteren Stunde Warten gehts dann endlich in den Tunnel. Jetzt kommt echter Spaß auf. Klar, im Tunnel ists dunkel und der Frontscheinwerfer ist mehr Ahnung als Licht. Was aber dazu kommt ist dass mit dem Boot jede Menge Frischluft (auch durch ein recht lautes Gebläse) aus der warmen Umgebung in den kalten Tunnel geblasen wird. Die logische Folge ist ein Nebel, wie aus den besten 60er Jahre Krimis. Enger Tunnel, seltsame, teilweise Ziegel, teilweise Steinmauern, unterschiedlich hohe Decke und wallender Nebel. Die zusätzlich angeschaltenen Innenlichter, damit es durch die Fenster rausscheint, machen es nur noch schummeriger. Der Tunnelwärter hat vorher noch empfohlen nicht zu langsam zu fahren, da es sonst mit dem Steuern schwierig wird. Also gas und durch. Nach so 400m lichtet sich der Nebel langsam, und man kann vage alle 100m einen Wegweiser zum nächsten Ausgang sehen. Ab 700m wirds langsam kühl, trotz gefüttertem Hemd (*4). Bei 1200m sogar richtig kalt. Am Ende der 2676 Meter war ich dann richtig froh über die Wärme des inzwischen begonnenen Regens.

So ab Mitte (1300m vor dem Ausgang) hab ich die Entfernung alle 100m (Marker sei dank) durchgegeben, in der Hoffnung, dass Christine das hört. Hätte sie wohl auch, wenn sie vor dem Tunnelende gestanden wär. War sie aber nicht, sondern 30m direkt daneben. Und um die Ecke gehts mit der Funke einfach nicht. Bei 300m zum Ausgang gab es dann eine erste Verständigung.

Apropos Verstäendigung. Der Tunnelwärter am Südausgang (wo ich war) und der am Nordausgang haben sich per Telephon verständigt, auch darüber, dass Christine benachrichtigt wird, wenn sie ankommt, was Sache ist und dass sie sich schonmal ein Pub mit Biergarten suchen sollte für die Wartezeit. Letzteres ist schiefgegangen, da der Geldbeutel im Boot lag (*5), ersteres war stille Post. Angekommen ist auf der Nordseite, dass das Boot liegengeblieben ist weil die 10W Funzel des Frontscheinwerfers die Baterie leergesaugt hätte … ja, genau. Stille Post halt.

Egal, Aufsammeln hat geklappt, genau als das erste mal zu tröpfeln angefangen hat. Weiter gings über die wirklich nette Kanalkreuzung Hardings Wood Junction (links abbiegen um rechts rauszukommen) und das Red Bull Aquädukt auf den Macclesfield Kanal wo wir es dann glatt noch bis Gongleton geschafft haben. Da hatte es dann auch das erste wirklich schöne Exemplar einer Schlangenbruecke.

Man beachte den Radfahrer :))

Schaumamal, dass es wenigstens Morgen mit den Zwergen klappt.

Bilanz Tag 7: Ein Werkstattbesuch, eine Minischleuse und 11 Meilen. Immerhin.

*1 – Genau Zwei dieses Jahr. Das hätt so schön gepasst 🙁
*2 – Das macht eine Geschwindigkeit von gut zwei Meilen pro Stunde, deutlich unter den erlaubten 4 mph. Die Strecke ist eigentlich super ausgebaut, da frueher Industriegebiet, und ich hab Gas gegeben bis zu dem was mir vertretbar erschien. Die Regel ist ja, sowie es Wellen gibt ist man zu schnell. Wellen hab ich mal etwas locker definiert als ’sowie die Dinger sich überschlagen‘, sprich weiß kräuseln. Eigentlich geht ja darum zuviel Ausspülung an den Kanalseiten zu vermeiden, da ist Überschlagen eigentlich schon viel zu schnell.
*3 – Ja, Flaschen und Müll sammeln. Selbst an so einem Ort wo nur Kanalboote vorbeikommen (die Stelle zum Warten ist anders fast nicht erreichbar) liegt das Zeug rum, aber das ist was für einen eigenen Rant.
*4 – So ein Gefüttertes Hemd gehört zur Standardausstattung hier. Selbst wenn der Tag schön wird sind die Morgen empfindlich kalt. Und wenn es Regnet, dann wirds unter der Regenjacke nicht kalt. Beides ist auch eine gute Kombination wenn der Wind weht, was er doch öfter tut, ohne dass richtig Sonne ist. Wir sind ja in England. Und wenn dann doch mal Sonne kommt, kann man das Hemd einfach aufknöpfen. Und wenn wir schon bei der Bekleidung sind: Handschuhe und eine Wollmütze sind empfehlenswert. Auch hier mehr auf Wärme als auf Schönheit achten. Arbeitshandschuhe brauch ich nicht unbedingt, aber es hat nicht jeder so Bratzn wie ich. Wenn, dann wohl zwei paar, einmal gefüttert und einmal ohne.
*5 – Wer schon mal in einem englischen Pub (nein, die echten, nicht die Emulationen bei uns) war, weis das es da eine strickte erst Geld dann Bier Vorgehensweise gibt. Und ohne Kohle geht halt nix. Auch wenn die Biergarten drüberschreiben. Also grundsätzlich. Bei Kleineren kann man aber auch nach ‚open a tab for table X‘ fragen – sprich wie bei uns ne Rechnung machen. Solange man keine Horde Halbstarker ist klappt das meist.