Das andere Links

Engländer habens nicht so mit den Richtungen wie ich jetzt schon mehrfach feststellen musste (*1), so auch beim morgendlichen Versuch Nachschub zu besorgen. Ein freundlicher Herr beschrieb uns den Weg zu Märkten, es gäbe da rechter Hand, wenn man beim Aquädukt ist, gleich einen Spar, und links, nicht weit, höchstens 10 Minuten, inklusive der Strecke bis zum Aquädukt (*2), große Supermärkte. Passt, da Spar (*3) nicht so unsere Sache ist, beim Aquädukt nach links und schaumamal wie weit es ist.


Nach so 3-4 Minuten kam dann auch eine Kreuzung mit einem … genau, Spar! Also erstmal um die nächste Ecke geschaut ob dann nicht da die Läden sind – nicht das das mit dem links und rechts sich auf die Strasse bezog. Nee, wars nicht. Also zurück zum richtig schönen Aquädukt (*4) und auf der anderen Seite weiter in die Stadt. so nach einem Kilometer dauerndem Bergab zwischen mehr oder weniger neuen Wohnhäusern (*5) haben wir dann lieber nochmal gefagt. wie es sich rausstellte war die Richtung jetzt zwar richtig, die Entfernung aber deutlich mehr. Der Herr, ein Pensionär, wohl deutlich älter als 75 (*6) , obwohl er nicht so aussah, war so freundlich uns nicht nur den Weg zu schildern, sondern auch noch bis fast zum Morrisons mitzugehen. Genau bis zu der Ecke, an der die Bank ist, in der er 40 Jahre gearbeitet hat, wo er uns mit einer detailierten Beschreibung der letzten 100 Meter (man konnte es eigentlich schon sehen) entließ.

Kurz vor dem Morrisons war noch ein Farmfoods. Eine Art Billig-Lebensmittelladen mit Spezialisierung auf Tiefgefrorenes. Ich konnte natürlich nicht wiederstehen und musste reinschauen. Ich steh nunmal auf ungewöhnliche Sachen. Außerdem war ein Sonderangebot mit drei 3l Colaflaschen für 5 Pfund angeschrieben, und ich wollte sehen ob ich da falsch gelesen hab, oder es die wirklich gäbe. Gabs wirklich. Ich habs dann aber nicht genommen, weil die Flaschen viel zu groß sind für den Eisschrank im Boot (*7). Während ich im Laden war, wartete Christine draußen mit Max. Und nichtmal eine Minute später kam der nette Herr die Strasse runter, um sie darauf hinzuweisen, dass dies nicht der Morrisons sei 🙂

Der folgende Einkauf beim Morrisons war problemlos, bis auf das einerseits Max wiedermal ein Drama draus machte (*8), und die Hobnobs Minis, die es in Leek als Sonderangebot gab hier überhaupt nicht zu haben waren. Das war wohl eine einmalige Sonderserie, und zefix, gut waren sie. Haferkekse mit Negerkussfüllung oben drauf und Schokolade aussen rum. Mist. Da direkt vor dem Morrisons ein Busbahnhof war und beim Dog Lane Aquädukt eine Haltestelle, hamma mal geschaut ob es eine passende Buslinie gibt. Pläne gab es zwar nicht, aber mit etwas raten sah es so aus als fährt von Bus-Stop 3 ein passender Bus der Linie 91. Nachfrage bei den dort wartenden Damen ergab das das so sei, und dass die Busse auch Hunde mitnehmen. Perfekt. Der Bus war auch praktisch sofort da (*9) und es war technisch gesehen nur eine einzige Station. In Deutschland wär ein derartiger Haltestellenabstand in einer Stadt schon sehr ungewöhnlich. Hierzulande hält der Bus aber auch zwischen den Haltestellen, wenn man das vorher dem Fahrer sagt. In unserem Fall hats aber genau gepasst.

Zurück beim Boot gabs dann erstmal Frühstück. Während dessen tuckerte ein Arbeitsboot des CRT Richtung Bosley Locks an uns vorbei. Ob das den provisorischen Arm fuer das Tor dabei hatte? Um halb Eins ging es dann auch wieder los – genau in dem Moment in dem ein Day-Hire-Boat (*10) voller Superhelden anlegte – Mit Popeye als Steuermann. Vorne drauf ein riesen aufblasbarer Spiderman und drinnen dann Batman, Green Arrow, Robin, Spiderman, Flash, Harley Quinn, Wonder Woman und natuerlich Popeye. Wie sich herausstellte war es der 18. Geburtstag von Batman. Popeye und Wonderwoman waren die Eltern, der Rest Freunde und so. Eine wirklich nette Idee find ich. Ich weis nicht ob ich die Trauste dafür gehabt hätte, aber warum ned.

Die folgende Fahrt war erstaunlich problemfrei. Rechtzeitg genug, um Zwanzig vor Vier, waren wir dann am Südportal des Harecastle Tunnels, und der Tunnelwärter erkannte uns sofort wieder – war er doch das letzte mal am Nordportal 🙂 Da nichts los war konnten wir ohne große Formalitäten sofort rein und waren dann auch knapp 35 Minuten später wieder draußen. Hab ich gestern gesagt, dass der Max ein Bootshund wird? Na ja, Tunnel war er nicht ganz so begeistert, nach einigen hundert Metern hat Christine ihn dann doch in der Kabine anbinden müssen. Draußen und wieder frei hat er dann sofort die erste Gelegenheit genutzt vom Boot zu fliehen. Mit etwas nachdrücklichem Rufen war aber ein Einlenken da und er sprang aufs fahrende Boot zurück. Die folgende Stunde war er aber nicht ganz so glücklich. Schluss für den Tag war dann wieder in Stoke, praktisch genau an der gleichen Stelle, bei Brücke 117, wie vor 14 Tagen. Was folgte war ein Abstecher ins Holy Inadequate auf ein Bier. Dafuer ist der sehenswerte (*11) Laden auch wirklich empfehlenswert. Nur WLAN gabs keines 🙁

Bilanz Tag 20: 12 Meilen, 1 Schleuse und 1 richtig langer Tunnel.

*1 – Die einzige logische Erklärung dürfte sein, dass sie von dem Linksverkehr auf den Strassen so verwirrt sind, dass da keine Hirnkapazität mehr für andere Richtungsbeurteilungen übrig bleibt. Ich mein, letztendlich sind sie ja nach eigenem Verständnis eine Seefahrtsnation, und auf See gilt schon immer – gerade auch durch die Engländer verbreitet – der Rechtsverkehr (Pass on Portside). Wenn das mit den Seefahrergenen stimmt, dann ist das wohl hart verdrahtet, und der Linksverkehr ein tägliches Ankämpfen gegen die eigene Natur. Hmm, ein passender Beweis war sicher Nobelpreiswürdig. Also zumindest den igNobel-Preis.
*2 – In der Streckenbeschreibung waren noch ein paar links-rechts Kombinationen und ein Durchschlüpfen durch eine Hecke. Das Normale halt.
*3 – Spar füllt in England die Nische die in Amiland 7eleven und bei und (manchmal noch) der Edeka im Dorf inne hat, die des kleinen Convineance Store oder Dorfladens.
*4 – Das Dog Lane Aquädukt in Congleton. Ein wirklich hübscher Eisenbehälter auf einem noch schöneren Steinfundament.
*5 – Einige der Neubausiedlungen (alle in heute üblicher pseudonatürlicher Anordnung), waren offensichtlich auf alten Industriestandorten angelegt. Bei anderen deutete der Name (…wharf) auf Kanalbetriebe hin.
*6 – Wie er selber erwähnte war er schon über 20 Jahre in Rente, nachdem er mehr als 40 Jahre bei einer Bank gearbeitet hat.
*7 – Es fand sich sogar eine ältere Dame ein, die den armen Hund tröstete. Er ist einfach ein Charmeur.
*8 – Christine meckert ja schon wegen der 1,5l Flaschen.
*9 – Mit Rangieren. Unglaublich aber wahr, der Busbahnhof war zwar großzügig angelegt, besonders wenn man bedenkt, dass es nur 3 Haltepositionen gab, der Fahrer zog es jedoch vor halb dran vorbeizufahren und dann rueckwärts an die Haltestelle zu fahren. Hat wohl auch was mit der Verwirrung durch den Linksverkehr zu tun – oder ganz einfach, das das Layout der Station so bescheiden ist, dass die Fahrer lieber so ein Manöver machen, als Zeit beim durchfahren zu verschwenden.
*10 – Day-Hire-Boote sind genau das was es heißt, Boote die man so für einen Tag(esausflug) mieten kann. Die haben in der Regel viele Sitzplätze und eine Küche, aber sonst nix. Also perfekt für einen Ausflug auf dem Kanal. Dadurch dass da viele Leute, oft mit viel Alkohol und ohne jede Erfahrung unterwegs sind haben die aber auch einen schlechten Ruf.
*11 – Alleine schon zwecks der ganzen Eisenbahnbilder.